Karla hatte sich schon sehr früh entschieden ins Ausland zu gehen - sie wusste auch schon lange welches ihr Lieblingsland ist: Frankreich!
Vielleicht auch dadurch dass wir schon seit vielen Jahren (mindestens zehn) im Sommer immer nach Südfrankreich in den Urlaub  fahren?

Karla hat sich dann im Frühsommer 2006 sehr schwer getan mit Ihrer  Entscheidung für zehn Monate nach Frankreich zu gehen. Sie war in den letzten 1,5 Jahren dermaßen aufgeblüht - sie hatte angefangen Musik zu machen (Karla spielte schon lange Klavier und lernte nun noch Bassgitarre) - sie gründete mit drei Freundinnen eine Rockband (Liedschatten)  und das hat ihr sehr viel bedeutet.

Es war ein sehr schwerer und trauriger Moment. Ich beruhigte mich damit, dass es nur ein Abschied auf Zeit sein und Karla ihren Weg schon finden würde. Zu mal ihre Gastfamilie schon von der ersten Kurzbeschreibung und den Fotos sehr sympatisch schien!

Karla hatte dann anstrengende, aber auch aufregende erste drei Wochen der Eingewöhnung. Vor allem die Schule war sehr anstrengend (fast jeden Tag von 8.30 - 17 Uhr und vorher und nachher noch eine halbe Stunde Schulbus fahren...) Ihre Gastfamilie war sehr nett. Karla hatte noch zwei Gastgeschwister - einen 6-jährigen Bruder und eine 14-jährige Schwester.

Nach und nach bekam sie das Problem mit der Schule in den Griff und fand neue Freunde (sie hatte auch eine deutsche Freundin, die für ein halbes Jahr in Frankreich war).
Ach ja Karla lebte in der Bretagne, genau in Chateaugiron nahe Rennes.

Dann Ende September bekam Karla eine starke Erkältung. Wir telefonierten und ich riet ihr ein bis zwei Tage zu Hause zu bleiben und sich zu schonen. Doch das kam, wie immer für Karla, nicht in Frage.
Obwohl sie, so wie sie sich ausdrückte, eine Erkältung hatte mit allem was dazu gehört und Karla war alles andere als wehleidig. Karla war schon hier in Deuschland immer schwer ins Bett zu bekommen, sie gönnte sich selten Ruhe wenn sie krank war und lag nur im Bett, wenn es gar nicht mehr ging.

So entschied Karla nicht zu Hause zu bleiben, weil sie Angst hatte zu viel in der Schule zu verpassen. So quälte sie sich durch die Woche. Am nächsten Wochenende hatte sie die Erkältung scheinbar überstanden...

Etwa eine Woche vor Ihrem Tod hatten wir langsam den Eindruck, dass sie angekommen sei  und anfing sich richtig wohlzufühlen. Karla hatte inzwischen ihren geliebten Bassunterricht - hatte Leute mit denen sie Musik machen konnte. Karla war am Mittwoch vor ihrem Tod, das erste Mal beim Basketballtraining in Frankreich (sie spielte seit zwei Jahren Basketball und der Sport war ihr sehr wichtig). Sie fühlte sich danach „als wenn ein LKW sie überrollt hätte." (Originalzitat) Doch der beschriebene Zustand kam auch schon in Hamburg vor, wenn sie sich völlig verausgabte nach einer Trainingspause.

Am Freitag den 13.10. haben mein Mann und ich noch sehr lange mit Karla telefoniert und unser Eindruck bestätigte sich. Sie war langsam angekommen und fühlte sich wohl. Wir haben bei dem Telefonat dieses abends noch viel geklärt und besprochen.

Karla freute sich so sehr auf die Verwirklichung des Preises, den sie mit ihrer Band gewonnen hatte. Zwei Tage Brüssel und Besuch des Sitzes der Europäischen Union. Dies sollte vom 6. bis zum 8. November stattfinden. Vorher wollte sie ihre Freundin Katha in Paris besuchen und dort eine Woche bleiben. Am 25. Oktober  sollten die Ferien beginnen.

... weitere Fotos von Karlas Zeit in Frankreich findet ihr hier.